Der moralische Mensch liebt es zu dienen

Der moralische Mensch wird sich unterordnen, wenn man das von ihm verlangt. Er ist gehorsam, denn Gehorsamkeit ist eine moralische Tugend und somit erstrebenswert und gut. So wird es zumindest von allen Religionen gepredigt. Der moralische Mensch wird sich also von anderen Menschen demütigen und unterwerfen lassen, denn sich unterordnen und dienen bedeutet für ihn, er ist ein guter, moralischer Mensch und er wird lieben, was er tut, denn es führt zu seinem Ziel, ein wertvoller Mensch zu sein.

Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche hat es die Herrenrasse und die Sklavenrasse genannt. Zu seiner Zeit gab es noch die Sklaverei und die Sklaven hatte nur die eine einzige Chance zu überleben, sie mussten sich unterwerfen. Zuerst haben sie es gehasst, sich zu unterwerfen, dann haben sie sich selbst dafür gehasst, was sie getan haben aber ihr größter Wunsch war, zu überleben und sich selbst dabei zu akzeptieren. Dazu haben sie die Moral entdeckt.
Sie haben also angefangen zu lieben, was sie getan haben, denn unterwerfen und gehorchen war der Weg zum Überleben und gut. Dann haben sie angefangen, sich selbst dafür zu lieben, denn sie haben alles mögliche gemacht, um zu überleben. Der Sklave, also der schwache Mensch wurde durch die Moral somit der erstrebenswerte, moralisch gute Mensch. Der starke Mensch, also die Herrenrasse wurde zu einem unmoralischen, schlechten Menschen abgewertet. Sich zu unterwerfen war jetzt moralisch erstrebenswert. Macht wurde verwerflich und unmoralisch. Sie haben für sich die Moral entdeckt, um wertvolle, liebenswerte Menschen zu sein, die sich selbst lieben können und ein glückliches Leben führen können.

Kann Moral zu masochistischen Verhalten führen?

Warum bin ich dieser Meinung? Es gibt keine Sklaverei mehr. Wir unterwerfen uns jetzt freiwillig den neuen, von uns ernannten Herren, z.B. den Religionen. Diese versprechen uns noch viel mehr als nur das blanke Überleben. Sie versprechen uns das ewige Leben im Himmel oder die immer wiederkehren Rückkehr auf die Erde als Reinkarnation, je nachdem welcher Religion wir angehören. So unterwirft man sich freiwillig, denn Gehorsam und Unterwerfung ist der einzige Weg zu unserem größten Wunsch, das ewigen Leben. Wir Menschen werden immer das tun, was uns am wichtigsten ist. Wir haben nur noch diesen einen, einzigen Wunsch, das ewige Leben im Himmel oder die Reinkarnation als guter Mensch. Für diesen Wunsch tun wir alles. Das jetzige Leben auf der Erde wird bedeutungslos, wir beginnen gegen die Natur zu leben. Die extremsten Beispiele sind die Priester und Mönche. Egal ob katholische Mönche, buddhistische Mönche oder indische Yogis. Sie alle unterdrücken ihre natürliche Bedürfnisse nach Freiheit, Reichtum und Stärke. Sie legen ihre moralischen Gelübde ab und leben danach. Jeder Priester und jeder Mönch der katholischen Kirche muss das Gelübde der Enthaltsamkeit, des Gehorsams und der Armut ablegen. Sie verzichten auf das natürliche Verlangen nach einem Sexualleben. Wir alle wissen, dass das aber nicht immer so ist, denn der natürliche, innere Drang ist leider oft stärker als der Wille. 

Sie schränken freiwillig ihre Freiheit ein und leben innerhalb der Klostermauern. Sie unterwerfen sich den 10 Geboten und leben im Gehorsam, immer das zu tun, was Gott und die Kirche von ihnen verlangt. Sie verzichten auf Reichtum und leben in Armut und Bescheidenheit. Davon würde ich allerdings die Bischöfe, Kardinale und den Papst ausnehmen, denn wenn schon jemand den Vatikan besucht hat, der wird hier nicht die geringste Spur von Armut und Bescheidenheit finden.

Die Sklaven haben früher überhaupt nicht bemerkt, dass sie von einer Abhängigkeit in die andere gekommen sind, denn dieses mal haben sie es freiwillig gemacht. Sie haben sich einen neuen Herren ausgesucht, dieses mal den größten aller Herren, Gott der Herr, im englischen der Lord. Sie dienten jetzt freiwillig ihren neuen Herrn und waren glücklich damit, denn dienen ist das Gute, herrschen das Böse. Sie haben allerdings nicht realisiert, das Gott der Herr, der neue Herrscher über ihr Leben ist. Die logische Schlussfolgerung ist dann ja, dass Gott der Herr der Böse ist, denn wer herrscht ist böse. Das realisiert man aber nicht, denn der Wunsch nach dem ewigen Leben ist ein so mächtiges Gefühl, dass es den logischen Verstand unterdrückt. Die Wahrheit will man manchmal nicht wahr haben.

Man könnte also sagen, die Beziehung von gläubigen Menschen zu Gott ist identisch mit der Beziehung eines empathischen Menschen und einem narzisstischen Menschen. Der empathische Mensch geht freiwillig eine Beziehung mit einem Narzissten ein, niemand zwingt ihn dazu. Das Unbewusste in ihm hat den Wunsch sich unterzuordnen und zu dienen und wer eignet sich dazu besser als ein Narzisst. Beide bekommen, was sie unbewusst wollen. 
So ist es auch mit den Gläubigen und der Religion. Beide bekommen exakt, was sie wollen. Der eine will ein guter Mensch sein, macht sich freiwillig zum Diener, um so ewiges Leben zu bekommen. Die Religion will, dass sich die Gläubigen unterordnen und so ist es ein leichtes, die Macht über die Menschen zu bekommen. Man muss sie gar nicht zwingen, sie tun es ganz freiwillig, denn der Wunsch nach dem ewigen Leben ist einfach zu groß.

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